Es war informativ und interessant!

Am 11.09.2023 luden die Ratsfraktionen von SPD und Grünen der Burggemeinde Brüggen zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung mit dem Thema „Kommunale Energiewende“ und einem Blick in die Zukunft ein. Vorbereitet war die Veranstaltung durch mehrere Anträge beider Ratsfraktionen im Gemeinderat der Burggemeinde. So fordert die SPD-Fraktion eine Strategie zur Energieautokratie der Gemeinde mit erneuerbaren Energien und die Bündnisgrünen u. a. eine gemeindliche zukunftsorientierte Wärmeenergieplanung für die Wohnquartiere.

Am Anfang der Veranstaltung stand ein kurzes Gedenken der Opfer des Terroranschlags vom 11. September 2001 sowie aus aktuellem Anlass das mitfühlende Gedenken an die Opfer des schrecklichen Erdbebens in Marokko und den zahllosen Opfern des Ukraine Krieges.

Durch die Veranstaltung führten die beiden gut aufgelegten Fraktionsvorsitzenden der jeweiligen Ratsfraktionen.

In seiner Eröffnungsrede fasste, Manuel de Sousa (SPD), die Zielrichtung dieser Veranstaltung zusammen.
„Wir haben bewusst auf die sonst übliche Parteibeflaggung oder sonstigen parteiinternen Hinweisen im Eingangsbereich verzichtet. Uns ist das Thema „Kommunale Energiewende“ zu wichtig, als dass wir es mit „Parteibuchdenken“ belegen wollen. Es geht uns um ideologiefreie Information.
Neben dem Klimawandel geht es uns auch um die zukünftige finanzielle Entlastung unserer Bürgerinnen und Bürger, so wie unseren Unternehmen und natürlich auch dem Haushalt der Kommune durch die Energiewende. Den Klimawandel werden wir nicht mehr aufhalten können. Er ist jetzt noch, an einem Abend mitten im September bei Temperaturen deutlich über 25°C, spürbar. Wenn wir es schaffen, dass Politik, kommunale Verwaltung, Betriebe und die Bürgerschaft miteinander konsequent die Möglichkeiten nutzen, die uns zur Verfügung stehen, dann haben wir eine sehr gute Chance, die Verlangsamung der Erderwärmung bis 2045 auf + 1,5°C in den Griff zu bekommen. Das Jahr 2045 ist in Bezug auf unser Vorhaben nicht mehr weit hin. Um so wichtiger jetzt damit anzufangen.“

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Referenten und ihrer Themen, die allesamt aufeinander abgestimmt waren, übergab Ulrich Deppen, Vorsitzender der ortsgrünen Ratsfraktion, an den ersten Redner des Abends, Oliver Wagner, vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

Wagner nahm in seinem Beitrag die Zuhörer mit in das weite Feld der Energiepolitik. Ihm folgte Silke Hauser von der IHK Mittlerer Niederrhein. Sie referierte über „Aktiven Klimaschutz in UnternehmenRahmenbedingungen, Gestaltungsmöglichkeiten und Unterstützung“ und führte zu einer Befragung der Mitgliederunternehmen aus. Das Decken des notwendigen Energiebedarfs ist für alle Betriebe von existentieller Bedeutung. Entsprechend weit sind die Überlegungen der Unternehmen und um so deutlicher auch die Forderungen an die Politik, verlässliche Rahmenbedingungen und eine transparente Fördermittelkulisse zu schaffen. Das führte zum dritten Referenten des Abends, Joris Allofs von der NRW. Energy4Climate, einer noch sehr jungen Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz. Allofs stellte seine Landesgesellschaft und die Fördermittelmöglichkeiten vor. Seine Kernaussage: von den Möglichkeiten, Fördermittel in Anspruch zu nehmen, wird Gebrauch gemacht, es könnte in einigen Bereichen aber noch viel mehr sein. Als letztem Redner fiel es Andreas Haut von den Gemeindewerken zu, die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf die Tätigkeitsfelder der Brüggener Gemeindewerke zu lenken. Trotz der fortgeschrittenen Tageszeit und den immer noch hohen Temperaturen gelang es ihm mit seinem Vortrag über die neuen Vertriebsmodelle der Gemeindewerke, die Zuhörer noch einmal mitzunehmen.

Alle Referenten erinnerten daran, dass sie als Ansprechpartner für Politik, öffentliche Verwaltung, Unternehmen und Privatpersonen sehr gerne uneingeschränkt zur Verfügung stehen.

Deppen machte in seinem Schlusswort deutlich, was ihm in den Gesprächen mit den Menschen oftmals auch gebetsmühlenartig entgegenkommt: „Von den Kritikern höre ich immer wieder: wir sind zu schnell, man kann es nicht bezahlen und wir allein werden die Welt nicht retten. Denen sage ich: 1. Es wäre besser gewesen, wir hätten vor ca. 12 Jahren nicht nur den Ausstieg aus der Atomenergie, sondern im zweiten Schritt den konsequenten und kompromisslosen Einstieg in die Gewinnung der Energie mit Erneuerbaren beschlossen. Wir hätten heute bis 2045 12 Jahre mehr Spielraum. Jetzt drängt die Zeit, das ist richtig. 2. Die Umrüstung gibt es nicht zum Nulltarif. Aber sie wird auch mit Hilfe der öffentlichen Fördermittel sozial abgefedert. Wer außer uns kann sich das in diesem Umfang leisten? 3. Was erwarten wir? Dass die sogenannten Schwellenländer die Vorreiterrolle übernehmen? Das schaffen sie nicht, selbst wenn sie es wollten. Nein, diese Rolle müssen wir, die vermeintlich reichen europäischen Industrienationen übernehmen! Woher kommt denn unser Reichtum? Doch wohl auch aus einem übermäßigen Verbrauch der weltweiten Ressourcen, der Umwelt und des Klimas. Nehmen wir die Vorreiterrolle nicht an, wird sie niemand annehmen können oder wollen. Noch sind die Entwicklungen beherrschbar. Voraussetzung aber ist: wir begreifen die Aufgabe, dem Klimawandel entschlossen zu begegnen, als eine gesellschaftliche Gesamtherausforderung. Die Mittel und Fähigkeiten haben wir. Das wurde uns heute aufgezeigt. Wir müssen sie jetzt nutzen.“