Am 22. Dezember 2020 verstarb vollkommen unerwartet Karl-Heinz Kellerhoff in Brüggen im Alter von 70 Jahren. Kellerhoff, der gebürtige Dortmunder, lebte seit 50 Jahren in Brüggen und arbeitete seit 11 Jahren als einer der beiden ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten. Seine stille Mitgliedschaft in unserem Ortsverein der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sollte ihn nie in Konflikt mit der Tätigkeit als Behindertenbeauftragter bringen, denn er wollte sein Amt neutral und überparteilich ausüben.
In einem Interview, das wir für unser Grünes Blatt 12 am 14. Juli 2020 ein paar Monate vor der Kommunalwahl mit Karl-Heinz Kellerhoff führten, zeigte er sich optimistisch, dass er seinen Zielen in dieser laufenden Legislaturperiode ein gutes Stück näherkommen könne. Sein größter Wunsch, mit dem Instrument eines Behindertenbeirats die Gemeinde zur barriereärmsten und inklusivsten Gemeinde zu machen, scheint bereits jetzt in greifbare Nähe gerückt. Er appellierte immer wieder dafür, dass Menschen ohne Behinderung genauer hinschauen sollten, auf Straßenbeläge, auf Bürgersteigabsenkungen, dass sie sich darüber klar werden sollten, dass Menschen mit Behinderung gänzlich andere Erfahrungen in ihrem Lebensumfeld machen.
Selbstbewusst und gründlich suchte Karl-Heinz Kellerhoff auch die Konfrontation, wenn er das Gefühl hatte, dass zu oberflächlich und ohne spezifische Kenntnisse seine Sicht der Dinge und die Sache der Menschen mit Behinderung nicht genügend Aufmerksamkeit erfuhr.
Klug und weitsichtig gründete er vor zwei Jahren das Behindertennetzwerk in der Gemeinde Brüggen. Dies ist vernetzt mit dem Kompetenzzentrum für selbstbestimmtes Leben auf Landesebene. Durch diese Zusammenarbeit öffnete er Räume für so existentielle Fragen wie zusätzliche Fonds für die finanzieller Kompensation behindertengerechter Umbauten, wenn die Gelder der Pflegekassen nicht ausreichen. In der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit verband er sich mit dem Netzwerk Beesel.
Karl-Heinz Kellerhoff war ein Mensch mit Visionen und Plänen, die weit über ein Leben hinausreichen. Seine Energie und Lebenslust haben bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Regelmäßig besuchte er nachmittags den Freitagsmarkt in Brüggen, diskutierte mit den Menschen und ließ keinerlei Zweifel aufkommen, dass er mit der politischen und sozialen Entwicklung auf Augenhöhe war.
Wir trauern um diesen außergewöhnlichen Menschen und sprechen seiner Familie unser Mitgefühl aus. Seine hohe Präsenz wird uns noch lange begleiten.
27.12.2020